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Ab ca. 1850 begannen die Bauern damit, sich Gockel, Adler und Fabelwesen auf's Dach zu setzen. Der eigentliche Ursprung reicht bis in die Antike. Der Firstgockel galt von Alters her als Glücksbringer und Behüter des Hauses, sowie als Zeichen der Fruchtbarkeit. Er war Symbol für die Wachsamkeit, vor allem wenn es ums Melden von Feuer ging. Das brachte ihm auch den Namen Feuervogel ein. Vielfach wurde auf den Bauernhöfen nach einem Brand der rote Hahn aus Ton auf`s Dach gesetzt, um ein weiteres Feuer symbolisch zu verhindern.
Spuren deutscher Geschichte und Symbole der Vorstellungswelt unserer Ahnen finden sich bis heute auf unseren Hausdächern. Die Raritäten machen in unserer industriellen Bauwelt die Geschichte wieder lebendig und sind bei Liebhabern sehr begehrt. Doch Originale, wie verzierte Feierabendziegel oder handgeformte Einzelskulpturen werden heute sorgsam in Museen gehütet.
Man kann auch heute noch in Niederbayern, dem Bayrischen Wald oder auch im Odenwald auf zahlreichen Dächern die verschiedensten Figuren entdecken, die manchmal über 100 Jahre alt sind. Hauptsächlich Bauern schmückten den First ihrer Anwesen mit den verschiedensten Symbolen aus gebranntem Ziegelton, um sich den Segen der mystischen Welt zu sichern.
Figurliche Firstabschluß- und Firstziegel hatten schon die Chinesen, Etrusker und Griechen.
Im Heimatgebiet der Werkstatt, im niederbayrischen Rottal, findet man zum Teil kuriose Figuren auf den Dächern. In Rotthalmünster gibt es auf einem Dach einen Eber mit Engelsflügeln und Teufelshörnern.
Auf einem Firstziegel aus Münnerstadt aus dem 16. Jahrhundert ist eine Henne dargestellt. Der Ort war bis 1585 im Besitz der Grafen Henneberg, wurde dann würzburgisch. Die Henne war als Firstziegel auf den Häusern der fürstlichen Dienstmannen. Eine der ältesten Darstellungen von modellierten Firstziegeln stammt vom 1778 abgebrannten Turmgiebel der Kreuzkirche im Schwäbischen Gmünd. Sie ist wohl im 15. Jahrhundert entstanden und stellt eine Hexe als Abwehrzauber dar.
In früheren Zeiten wurden vor allem die für den Bauern wichtigsten Gebäude - Stall und Scheune - mit Schutzsymbolen versehen. Davon haben sich bis in die heutige Zeit in der Hauptsache der Hahn und das Kreuz erhalten. Der rote Hahn aus Ton stellt ein Symbol für Wachsamkeit dar. Er soll das Feuer von Haus und Hof abhalten. Wenn früher ein Anwesen abbrannte und wieder aufgebaut wurde, setzte man sich, um erneutes Feuer zu verhindern, den roten Hahn aus Ziegelton auf`s Dach. Unterstützt durch das christliche Symbol des Kreuzes hoffte man, Schaden von Haus und Hof abzuhalten.
Ebenso galt der Hahn als Glücksbringer und Fruchtbarkeitssymbol. In manchen Gegenden durfte man sich ihn erst auf das Dach setzen, wenn der erste Sohn geboren war.
Durch die Rückbesinnung auf alte Traditionen gelangt der Firstgockel in der heutigen Zeit auch bei Nichtlandwirten wieder zu neuer Ehre und ziert das Dach so manchen Eigenheimes. Aber auch andere Symbole kann man noch oder wieder auf den Dächern finden:
Der Adler: Als mächtigster König der Luftreviere, als Herrscher der Vögel, galt dieses Tier als Zeichen der Macht und als Symbol für die Fähigkeit Vorhandenes und Künftiges sinnvoll zu ordnen und zu gestalten. Auf den Dächern findet man noch Exemplare mit Flügelspannweiten von über einem Meter. Sie haben den Stürmen vieler Jahrzehnte widerstanden.
Der Pinienzapfen: Steinerne Pinienzapfen symbolisieren auf römischen Grabmälern die Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tod. Der Pinienzapfen galt als unvergänglich, weil Nadelbäume wie die Pinie im Sommer wie im Winter grün bleiben und allen Klimakräften trotzen. Im Schwäbischen findet man ihn zum Beispiel im Augsburger Stadtwappen wieder.
Auf Dächern werden die verschiedensten Varianten des Zapfens für Firstspitzen, Walmdachkappen oder Dachgaubenanfänge heute noch verwendet.
Bis Anfang der Dreißiger Jahre waren Gockel und Adler beliebte Geschenke der Dachziegelhersteller an gute Kunden. Lange Zeit war es dann recht still geworden um den Brauch vergangener Tage. In den letzten Jahren haben Keramiker und Dachziegelwerke die alte Tradition wieder aufgenommen und fertigen Dachschmuck für alle heute gebräuchlichen Firstreiter.
Die Werkstatt Gernot und Carola Richter-Pöhlmann arbeitet haupsächlich nach alten Motiven. Ebenso werden historische Modelle nachgebaut oder beschädigter Firstschmuck wieder instandgesetzt. Gerne fertigen wir für Sie aber auch nach eigenen Vorstellungen Dachschmuck an. |
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